Am vergangenen letzten Juni-Wochenende wurden weltweit die Staatsmeisterschaften im Einzelzeitfahren und Straßenrennen ausgetragen. Während in Österreich das Einzelzeitfahren am Freitag gemeinsam mit den Herren in Sulz im Burgenland ausgetragen wurde, wurde beim Straßenrennen wieder einmal verdeutlicht, wie viel der Frauenradsport in Österreich wert ist, denn so wurden die Frauen von den offiziellen Staatsmeisterschaften in Tirol am Sonntag ausgeladen, und stattdessen auf einen meisterschaftsunwürdigen Rundkurs in Unterdanegg ausgelagert.
Am Freitag standen also die Österreichischen Staatsmeisterschaften im Einzelzeitfahren auf dem Programm. Hier erwartete uns in Sulz im Burgenland ein 26-km welliger Rundkurs mit zwei giftigen Anstiegen. Als ich den Kurs am Freitagvormittag abfuhr wusste ich dass ich den Kurs liebe. Um 17 Uhr stand ich dann dort als Titelverteidigerin und Favoritin (habe heuer alle EZF in Österreich gewonnen, und international sehr gute Leistungen gezeigt) am Start. Der Druck war dementsprechend groß, aber ich wusste ja, dass meine Form stimmt, und wenn nicht etwas außernatürliches passieren würde, dann würde ich den Staatsmeistertitel auch verteidigen können. Ich startete das Rennen sehr zurückhaltend, da es ja doch länger war, als die meisten anderen EZF, die ich heuer schon bestritten hatte. Dann kam ich wirklich gut ins Rollen jedoch fragte ich mich ständig, ob ich nicht doch mehr Gas geben sollte. Als mir mein Teammanager aber dann auch noch sagte, dass ich rd. 45 Sekunden vor Jacqueline lag und 2 Minuten vor Eva Wutti (die ich als Mitfavoritin auf der Rechnung hatte), wusste ich, dass ich nicht an meine Grenzen gehen musste. So konnte ich meinen Titel mit 43 Sekunden Vorsprung auf Jacqueline Hahn und 1:40 Minuten auf Barbara Mayer ungefährdet verteidigen. Nun darf ich den österreichischen Meisteranzug ein weiteres Jahr tragen. Es ist mir eine Ehre und ich werde natürlich weiterhin mein bestes geben, um dieses Trikot in Österreich und im Ausland würdig zu vertreten. Ich denke, dass mir das im letzten Jahr doch ganz gut gelungen ist.
Nach der Siegerehrung um 19.30 Uhr ging es dann gleich weiter nach Unterdanegg, wo am nächsten Tag bereits um 9.30 Uhr die Straßen-Staatsmeisterschaften ausgetragen wurden. Dazu möchte ich euch aber noch die Vorgeschichte erzählen: Lt ÖRV Ausschreibung sollten die Straßen-Staatsmeisterschaften der Frauen am Sonntag in Tirol gemeinsam mit den Herren ausgetragen werden so wie das international üblich ist. Ich freute mich schon riesig auf eine sehr schwere Strecke, auf der nur die Beste gewinnen würde. Doch 3 Wochen vorher hieß es dann plötzlich, dass die Straßen aufgrund des Verkehrsaufkommens nicht auch für das Frauenrennen gesperrt werden könnten und so wurden die Frauen von den Straßen-Staatsmeisterschaften in Tirol ausgeladen. Der ÖRV schob die Schuld auf die Veranstalter und die Veranstalter auf den ÖRV. Für uns Frauen war es einfach unfassbar und wir richteten sogar noch einen offenen Brief an den ÖRV, aber leider wurde unser Ansuchen nicht erhört. Das war nun wirklich ein schwarzer Tag für den Frauenradsport in Österreich. Und so wurde das Frauenrennen auf einen meisterschaftsünwürdigen flachen 6-km Rundkurs in Oberdanegg ausgelagert, welcher 17 Mal zu bewältigen war.
Hier erwartete mich ein typisches österreichisches Frauenrennen auf einer flachen Strecke, mit dem großen Nachteil, dass ich auch noch als Favoritin galt, und alle auf mich schauten. Keine Fahrerin wollte ihre Nase in den Wind halten, weshalb auch ich zunächst keine Führungsarbeit leistete. Schon in der 2. Runde wurden wir von den Juniorinnen, welche 3 Minuten nach uns gestartet sind, eingeholt. Das war ja nun doch richtig peinlich. So versuchte ich dann die Fahrerinnen zu animieren, dass wir ein paar Runden kreiseln, damit wir wenigstens, bis dann einmal Attacken losgehen, nicht einschlafen. Das ging dann auch eine Runde gut, bis die ersten nicht mehr mitfuhren und dann die anderen auch nichts mehr taten, da ja auch die anderen nicht mehr mitarbeiteten. Ich wusste jetzt echt nicht mehr, ob ich im Kindergarten oder bei den Staatsmeisterschaften war. Danach attackierte Christina Perchtold einige Male, Krebs Brigitte versuchte ihr Glück und auch ich versuchte durch einige Attacken das Tempo zu erhöhten. Irgendwann setzte sich die Deutsche Manuela Hartl vom Feld ab und alle ließen sie fahren da sie ja sowieso nicht für die Staatsmeisterschaften gewertet wurde. Dann kam es auch noch, dass das Rennen auf 15 Runden verkürzt wurde, da wir so langsam waren. Deshalb habe ich dann in der 11 Runde auf dem kurzen Hügel richtig attackiert und wir sind zu 7 weggekommen. Dann haben ich, Silke Schrattenecker und auch Sarah Rijkes Tempo gemacht und wir haben die Deutsche wieder eingeholt. So war zumindest einmal die große Blamage, dass eine Deutsche die ÖSTM gewinnen würde, beseitigt. Auf den weiteren Runden attackierte ich immer wieder, doch der Hügel war einfach zu kurz um wegzukommen. Deshalb kam es letzten Endes zum Sprint den Jacqueline Hahn vor Christian Perchtold und mir gewann. Ich gratuliere Jacqueline Hahn, sie ist sicher die stärkste österreichische Sprinterin und hoffe, dass sie das Trikot würdig im Ausland vertreten wird.
Ich hingegen bin sicher das aktivste Rennen gefahren und habe letzten Endes nur mehr für die Würde des österreichischen Frauenradsportes gekämpft. Insgesamt war dieses Rennen aber einfach nur beschämend. Ich möchte niemanden verurteilen, aber mit so einer Fahrweise leisten wir Frauen keinen Beitrag, um den Frauenradsport attraktiv zu machen. Und deshalb darf es uns auch nicht wundern, dass die Veranstalter nur noch Rennen für die Männer austragen wollen. Ich habe in den letzten Jahren wirklich für den Frauenradsport in Österreich gekämpft, aber wenn ich keine Unterstützung von anderen Fahrerinnen bekomme, weil für die letzten Endes nur der eigene Sieg zählt, dann muss ich mir selbst eingestehen, dass es hoffnungslos ist. Für mich habe ich auf jeden Fall beschlossen, dass ich mir das nicht mehr antue. Sollte im nächsten Jahr die Straßen-Staatsmeisterschaften wieder auf einer unwürdigen Strecke stattfinden so werde ich nicht mehr starten, da es dann wirklich vernünftiger ist ordentlich zu trainieren. Denn in diesem Rennen bin ich langsamer gefahren als im Training und das kann nicht sein
Nun aber noch zu etwas erfreulicherem: mit 30.06. wurde die neue UCI-Weltrangliste veröffentlicht und ich befinde mich nun unter den top-50, um genau zu sein an der 49. Position mit 130 UCI-Punkten. Österreich liegt damit von 70 Nationen an 23. Stelle mit 153 UCI-Punkten (12 Punkte Jacqueline Hahn, 7 Punkte Christina Perchtold, 1 Punkt Barbara Mayer). Und mein Team BTC City Ljubljana liegt an der 16. Position mit 303 Punkten (44. Eugenia Bujak mit 144 Punkten). Darauf bin ich wirklich stolz und es zeigt mir, dass meine Entscheidung im Ausland zu fahren die richtige war. Ich habe mich im in den letzten Monaten durch die zahlreichen ausländischen Rennen, wo ich oft ums Überleben kämpfe, gut entwickelt und das hätte ich in Österreich sicher nicht geschafft.
Mit einem Staatsmeistertitel und dem 49. Weltranglistenplatz im Gepäcke reise ich nun zum Giro Italia Donne. Am Donnerstag fliege ich von Wien nach Rom und von dort reise ich mit meinem Team weiter in den Süden nach Caserta wo die 10-tägige Rundfahrt am Freitag mit einem Prolog startet. 10 harte Tage mit vielen Schmerzen warten auf mich - tja, so sieht dann der Urlaub einer berufstätigen Radfahrerin aus ;-)
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