Nullnummer bei der WM

„Rien ne va plus“ – nichts geht mehr! – das ist die Kurzfassung meiner Leistung bei den Weltmeisterschaften in Richmond. Nach einer durchwachsenen Saison mit Höhen und Tiefen verliefen die Weltmeisterschaften in Richmond alles andere als nach Wunsch. Ein Defekt beim Teamzeitfahren, eine schwache Leistung beim Einzelzeitfahren und schließlich die schlechteste Form meines Lebens beim Straßenrennen.

Nachdem ich beim Chrono Champenois kurz vor dem WM noch eine passable Leistung abrufen konnte, war ich eigentlich gut für die WM in Richmond gestimmt. Nach einer langen Anreise hatte ich aber aufgrund der Zeitverschiebung von Beginn an mit Schlafproblemen zu kämpfen und habe keine Nacht durchgeschlafen bzw. bin schon sehr früh morgens aufgewacht. Auch hatte ich insgesamt ein komisches Gefühl und hatte auch nicht so richtig Lust auf Rennen fahren und „Quälerei“. Das ist ein Gefühl, dass ich sonst nicht kenne.

Obwohl ich diesmal von Anfang an im Hotel des Nationalteams war, war ich die ersten Tage trainings- und renntechnisch mit meinem Team unterwegs, denn schon am Sonntag fand das Teamzeitfahren statt. Am Samstag war das offizielle Training und am Sonntagvormittag standen wir schon auf der Startrampe. Nach 2 km erwischte ich leider an 4. Position ein Schlagloch und das Rennen war für mich gelaufen. Mein Team fuhr aber ein superstarkes Rennen und erreichte den 8. Platz mit nur 12 Sekunden Rückstand auf den 6. Platz, der mit großer Wahrscheinlichkeit, ohne meines Defektes, möglich gewesen wäre. Ich versuchte die erste Enttäuschung so schnell wie möglich wegzustecken und konzentrierte mich aufs Einzelzeitfahren am Dienstag. Doch auch hier lief es nicht nach Wunsch und ich belegte den enttäuschenden 29. Platz. Erschreckend war für mich vorallem, dass einige Fahrerinnen, die vor 1 Woche noch deutlich hinter mir waren, plötzlich vor mir waren. Und als ob dies nicht schon niederschmetternd genug wäre, ging es mir dann beim Straßenrennen am Samstag einfach nur furchtbar. Ich kämpfte mit der schlechtesten Form die ich je hatte und musste dann nach der 3. von Runden einsehen, dass ich das Tempo nicht mithalten konnte. Obwohl ich zumindest versuchte die WM zu finishen wurde ich kurz vor Schluss aus dem Rennen genommen.

Natürlich muss ich mir eingestehen, dass die Weltmeisterschaften heuer nicht mein Ziel waren, sondern ich das Ziel verfolgte, durch viele Rennen ab Juni so viel wie möglich Weltranglistenpunkte zu sammeln, um mit einem Top-100 Platz per 31. Mai 2016 die Olympiaqualifikation zu schaffen. Aber dass ich mit so einer schlechten Form zur WM komme, wo alle anderen in Höchstform sind, das war definitiv nicht geplant und musste jetzt mal analysiert werden.

Und das hat die Analyse ergeben: Angefangen hat es mit einen zu intensiven bzw. zu langem Rennprogramm von durchgehend 3 Monaten. Dazu kamen dann mein Sturz in Frankreich mit anschließender Behandlung mit Antibiotika und der verfrühte Renneinsatz in Schweden danach. Und mit diesen ungünstigen Voraussetzungen war dann das WM-Vorbereitungs-Training wohl zu intensiv und ich habe mich komplett weggeschossen. Aber so ist das halt mit dem Training, es ist ein Herantasten an das Maximum, und wenn man dann zu viel macht, dann geht es nach hinten los. Das einzige was ich jetzt machen kann, ist daraus lernen…

Dennoch kann ich einige schöne Impressionen aus Amerika mitnehmen. Aufgeschlossene, unglaublich freundliche und hilfsbereiter Amerikaner, super motivierte Betreuer des österreichischen Nationalteams, Spaß abseits des Renngeschehens und ich hatte die Ehre dabei zu sein, als Österreich seinen ersten Straßen-Weltmeister bekam – unglaublich, aber wahr!!!!

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Kommentare: 1
  • #1

    Andreas (Mittwoch, 14 Oktober 2015 07:12)

    Kopf Hoch

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