Mein großes Ziel mit der Olympiateilnahme hatte ich nun erreicht, und plötzlich steht man ohne Ziel, ohne Perspektive da. So war es einerseits gut, dass es nach Olympia gleich mit Arbeitsalltag und Rennprogramm wieder weiter ging, andererseits aber hatte ich irgendwie keine Möglichkeit alles zu verarbeiten.
Nach Olympia ging es für 3 Tage in die Arbeit, wo ich voll nett von allen empfangen wurde und das Interesse meine Kollegen war so große, dass ich am ersten Tag mehr über Olympia erzählte als meinen Stapel an Arbeit aufarbeitete. Das war wirklich ein schönes Gefühl.
Bevor es dann am Donnerstag Abend zur Worldtour nach Schweden ging, stattete ich am Mittwoch dem UKH noch einen Besuch ab, da meine Schmerzen in den Rippen mittlerweile unerträglich wurden und ich noch abklären wollte, ob ich mit einem Rennstart auch meine Gesundheit nicht gefährden würde. Nach einem Röntgen konnten keine Rippenbrüche festgestellt werden, nur ein Verdacht auf Knorpelbrüche, weshalb auch meiner Reise nach Schweden nichts im Wege stand, obwohl mich der Arzt für irre erklärte, da er meinte, dass ich mich in diesem Zustand nicht ausbelasten könnte. Da ich aber mein Team beim Team-Zeitfahren nicht in Stich lassen wollte, flog ich also nach Schweden. Am Freitag Abend standen wir dann am Start für unser erstes Teamzeitfahren in dieser Saison, natürlich wieder einmal ohne gemeinsamen Training. Doch wir hatten dieses Jahr ein starkes Team und so erreichten wird den 6. Platz und waren 1 Minute schneller als im Vorjahr. Damit hatte sich meine Reise nach Schweden doch ausgezahlt. Nachdem die hohe Belastung beim TTT noch mehr Schmerzen verursachte, konnte ich die Rippenschmerzen auch vorübergehend verdrängen. Am Samstag folgte ein chilliger Tag mit 2 Stunden locker radeln und der Teampräsentation bevor am Sonntag um 9 Uhr das Straßenrennen bei nassen und kalten Bedingungen folgte. Dieses Rennen beendete ich im Hauptfeld. Nachdem ich den Sonntagnachmittag/-abend allein im Hotel verbrachte, ging es am Montag dann endlich wieder zurück in die Heimat.
Am darauffolgenden Wochenende organisierte die Sportunion Bad Leonfelden im Zuge des Leonfeldner Stadtkriteriums einen Olympiaempfang für mich. Eine nette Talkrunde aus Sponsoren, Union-Vertretern und Familie gewährte Einblick in mein Olympia-Abenteuer und einen schönen Geschenkkorb gabs als Draufgabe. Dafür möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei Michi Enzenhofer bedanken, der sich voll ins Zeug gelegt hat.
Knapp 2 Wochen später stand ich mit meinem Team schon wieder beim Giro della Toskana am Start. Nach ein Prolog am Freitagabend, wo ich wieder einmal die Zeit in den Wenden liegen ließ, folgten eine Großteils flache Etappe am Samstag und eine bergige Etappe am Sonntag. Am Samstag fehlt mir noch das Selbstvertrauen und ich schaffte am den letzten Metern einen kurzen Berges nicht den Anschluss an die Spitzengruppe zu halten. Am Sonntag hingegen lief es weiteraus besser und ich überquerte in einer 4-köpfigen hinter 2 Leaderinnen den letzten Berg. Leider harmonierte unsere kleine Gruppe nicht und von hinten konnten noch einmal 6 Fahrerinnen aufschließen, womit wir uns zu Zehnt dem Ziel näherten. Im Kreisverkehr 200 m vor dem Ziel kam eine Fahrerin direkt vor mir zu Sturz und ich musste über den Kreisverkehr springen um diesem auszuweichen, was mir dann natürlich eine gute Platzierung kostete, aber immerhin kam in unversehrt am 10. Platz ins Ziel. Damit beendete ich die Rundfahrt auch auf dem 10. Gesamtplatz. Angesichts meiner guten Leistung war ich nun zuversichtlich für die Europameisterschaften iin Plumelec, Bretage, Frankrreich, in der darauffolgenden Woche. Doch um dort hinzukommen stand uns noch eine leistungssportunwürdige Anreise bevor.
Nach der letzten Etappe des Giro della Toscana wechselte ich von meinem Team zum Nationalteam und zusammen mit Sarah Rijkes und Christina Perchtold und dem Nationaltrainer traten wir unsere Reise zur EM in Frankreich an. Diese führte uns quer durch Frankreich, zu Viert in einem Skoda eingezwängt, der Kofferraum vollgestopft mit Gepäck, der Dachträger vollbepackt mit 5 Rädern, und sollte 16 Stunden dauern. Ein Laufrad hatten wir sogar über uns eingeklemmt, da wir nicht mehr wussten, wo wir dieses noch unterbringen sollten. Wir hatten keinen Platz und insgesamt gerade einmal 4 Stopps für Pinkelpause und Tanken. Mein Körper streikte nach halber Fahrzeit und ich bekam Knie- und Kreuzschmerzen und meine Laune sank ganz tief in den Keller. Irgendwie konnte ich es nicht glauben, dass das gerade die Anreise zu EM war. Während alle anderen Nationen in die Bretagne flogen, musste das österreichische Frauen-Nationalteam 16 Stunden mit dem Auto anreisen... Um Mitternacht erreichten wir dann endlich die Unterkunft in einer Ferienanlage. Jetzt hatte ich 2 Tage um mich zu erholen, die Strecke zu besichtigen und das Beste aus der Situation zu machen.
Am Donnerstag stand dann das Einzelzeitfahren auf dem Programm. Die Strecke gefiel mir und ich freute mich schon auf das Rennen. Mit einer Durchschnittsleistung von 280 Watt, welche immerhin 40 Watt über meiner Leistung vom EZF bei den Staatsmeisterschaften lag, konnte ich aber nur auf dem 23. Platz landen. Das war dann offensichtlich doch zu wenig. Den Freitag nutzten wir für eine Regenerationsfahrt bevor am Samstag das Straßenrennend er Frauen auf jenem Kurs ausgetragen werden sollte, wo ich im Mai beim Straßenrennen auf den 6. Platz fuhr. Leider fand dieses jedoch ohne mich statt, denn ich hatte die ganze Nacht furchtbare Bauchkrämpfe und fühlte mich am Samstag so abgeschlagen, dass ein Start keinen Sinn machte und ich im Hinblick auf die WM dann auch kein Risiko eingehen wollte richtig krank zu werden. So verfolgt ich das Frauenrennen vom PC aus im Hotel und war richtig traurig nicht dabei sein zu können. Leider lief es für meine österreichischen Teamkolleginnen auch nicht so gut und so konnten wir die Heimreise kaum erwarten. Während Christina einen Heimflug ergatterte hieß es für Sarah und mich durch halten und weitere 14 Stunden im Auto verbringen. Letzten Endes war ich dann einfach froh, dass dieser EM-Alptraum vorüber war.
Nach meinem krankheitsbedingten Ausfall bei der EM zog der slowenische Teamleiter meine Nominierung für das WM-Teamzeitfahren zurück, eine Fehlentscheidung, wie er sich im Nachhinein eingestand. Damit stand ich aber vor der Entscheidung ob ich überhaupt an der WM in Katar im Einzelzeitfahren und Straßenrennen teilnehmen sollte. Da mir mein Magen nach wie vor Probleme bereitete, und ich mental sehr müde war und damit nicht mehr für das harte Training um mich auf die WM vorzubereiten bereit war, beschloss ich meinen Startplatz einer anderen österreichischen Fahrerin zur Verfügung zu stellen und nicht als WM-Touristin nach Katar zu reisen. Natürlich war es hart zu sehen, dass die heißen Temperaturen und die Strecke perfekt für mich gewesen wären, doch mental ist mir eine große Last genommen worden. Nach diesem harten Jahr wollte ich einfach nur noch in die Pause gehen.
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