Gracia Orlova - Kälte, Schnee und Podestplätze

Die Garcia Orlova Rundfahrt war vor 6 Jahren meine erste Internationale Rundfahrt mit dem Nationalteam. Das diese bei meinem 7. Antreten so erfolgreich verläuft, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Gleichzeitig hat sie mir aber wettertechnisch auch alles abverlangt. Diese werde ich vermutlich nicht so schnell vergessen.

Nach 2 Tagen im Büro und ohne Training ging es am Mittwoch nach Wien zum Radsportverband, um von dort aus unsere Reise mit dem österreichischen Nationalteam zur Gracia Orlova Rundfahrt in Tschechien anzutreten. Da wir aufgrund von Staus und ähnlichem erst spät im Quartiert ankamen, folgte ein 3. Tag ohne Training und Rad.

 

Bei eisigen Temperaturen und Schneefall startete die erste Etappe in Orlova. Ein aggressiver Rennverlauf spielte Christina Perchtold und mir in die Karten und sie schafften es in die Spitzengruppe. Wir fuhren ein aktives Rennen, schon aus dem Grund, um uns warmzuhalten. 30 km vor dem Ziel war Christina in der entscheidenden Attacke zusammen mit 3 Fahrerinnen vom Team WM3 vertreten. Da sie meine Teamkollegin war, fuhr ich dieser Attacke natürlich nicht nach, obwohl die Karten für einen Podiumsplatz für sie nicht gut standen und für mich ein Podestplatz im Gesamtklassement in die Ferne rückte. Während Christina der Teamtaktik von WM3 zum Opfer fiel und damit den undankbaren, aber dennoch hervorragenden 4. Platz (mit über 1 Minute Vorsprung auf mich) erreichte, beendete ich die Etappe mit Bergankunft im Stramberk auf dem 8. Platz. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch, dass das mein wettertechnisch härtestes Rennen war.

 

 

Nachdem keine Wetterbesserung eintrat, musste aufgrund von Schnee die Streckenführung der 2. Etappe geändert werden und der lange Berg wurde gecancellt. Dennoch waren bei eisigen Temperaturen und Dauerregen 4 Berge zu bewältigen. Am vorletzten Berg konnte sich eine 30-köpfige Spitzengruppe absetzen, in welcher auch Christina und ich vertreten waren. Im Sprint schaffte ich es nur noch auf Platz 12, da ich aufgrund meiner gefrorenen Hände nicht mehr schalten konnte und auch meine Beine so tot waren, dass ich kaum noch treten konnte. Christina sprintete, mit gleichen Gefriererscheinungen, immerhin noch auf Platz 7. Das war nun definitiv, gemessen an den Witterungsverhältnissen, das härteste Rennen meiner bisherigen Karriere. Mit 28 Grad im Auto bei der Rückfahrt ins Hotel versuchten wir uns wieder aufzuwärmen.

 

Am Samstag folgte endlich die ersehnte Wetterbesserung. Am Vormittag stand das Einzelzeitfahren am Programm, 13,2 km flach auf der Autobahn. Ich fühlte mich furchtbar und fand keinen Rhythmus. Auch war die Position noch sehr ungewoht, da ich ja erst 2 Mal zuvor auf dem TT Rad gesessen war. Als ich ins Ziel kam, lag ich auf Rang 2. Da noch 26 weitere Fahrerinnen hinter mir starteten, erhoffte ich mir kein Top-Ergebnis. Umso mehr konnte ich mich dann über den 3. Platz im Einzelzeitfahren freuen, wobei ich den 2. Platz um nur 2 Sekunden und den Sieg um nur 8 Sekunden verpasste. Dennoch war die Freude riesig.

Nach einem kurzen Mittagessen im Hotel ging es schon wieder weiter mit der Nachmittagsetappe. Wie erwartet folgte eine Attacke auf die andere, da noch ein paar Fahrerinnen ihr Glück in einer Ausreißergruppe versuchen wollten. Und schon nach 20 km bildete sich eine Ausreißergruppe. Diese wurde 3 km vor dem Ziel gestellt und damit die Karten neu gemischt. Das war der Zeitpunkt, wo ich mir sagte: das kannst du jetzt gewinnen! Nachdem ich mir für den letzten Kilometer am Berg eine gute Position erarbeitet hatte, attackiert ich bei KM 1 das erste Mal. Dann attackierte ich erneut 500 Meter vor dem Ziel. Hier setzte die Polin dann die Konterattacke, der ich folgen konnte. Die letzten 200 Meter hieß es dann einfach nur noch hinhalten. Und ich fuhr als erste über die Ziellinie und durfte meinen ersten internationalen Sieg in einem Straßenrennen feiern. Damit rückte ich aber auch auf Platz 4 in der Gesamtwertung vor. Christina sorgte mit einem 9. Platz für ein weiteres Top 10 Ergebnis.

 

 

Am Sonntag wurde die letzte Etappe mit einem Rundstreckenrennen ausgetragen. Da Platz 1 bis 3 in der Gesamtwertung infolge des Rennverlaufs auf der ersten Etappe in unerreichbare Ferne gerückt war, galt es für Christina und mich den 4. und 5. Gesamtplatz zu verteidigen. Schon bald bildete sich eine für das Gesamtklassement ungefährliche Ausreißergruppe, die ihren Vorsprung auch ins Ziel brachte.  Das Hauptfeld sprintete noch um Platz 8 und ich finishte diese Etappe auf Platz 25 und belegte in der Gesamtwertung Platz 4. Christina sprintete noch auf Platz 14 und konnte den 5. Platz in der Gesamtwertung verteidigen. Das war wirklich eine erfolgreiche Rundfahrt für das österreichische Nationalteam und wir hatten viel Spaß. Ich habe die ungezwungene Atmosphäre richtig genossen und hoffe, dass das nicht der letzte Einsatz in dieser Saison war.

 

Jetzt bin ich eine Woche zuhause bevor es ins nächste Rad-Abendteuer geht. Am Sonntag fliege ich nach Sacramento, Kalifornien. Von dort fahren wir am Montag nach Lake Tahoe, wo am Donnerstag die Tour of California startet. Ich hoffe mal, dass die kurze Akklimatisationszeit von 3 Tagen ausreichend ist, um das Rennen auf 2.000 Meter Höhe und 9 Stunden Zeitverschiebung zu verkraften.

 

 

 

 

 

 

 

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