Ohne Erwartungen, ohne Druck und gut erholt bin ich zu den Europameisterschaften nach Dänemark gefahren... und überglücklich und fassungslos kam mit einem 5. Platz im Einzelzeitfahren und einem 21. Platz im flachen Straßenrennen nach Österreich zurück. Und ich kann noch immer nicht fassen, was da abgegangen ist...
Nach meinem schwachen Zeitfahrergebnis bei der Thüringenrundfahrt waren meine Erwartungen, was das Zeitfahren bei der EM anging, nicht besonders groß. Dennoch verbrachte ich die 2 Wochen vor den Europameisterschaften viel Zeit am Zeitfahrrad, da ein Top-Ergebnis beim flachen Straßenrennen noch aussichtsloser war. Beim Zeitfahrtraining fühlte ich mich dann aber von Tag zu Tag wohler am Zeitfahrrad, nachdem ich auch die Position noch einmal kurzerhand in Eigenregie geändert hatte, und ich fand schön langsam den Druck am Pedal wieder.
Nachdem ich wieder einmal das Glück hatte, dass der Herren-Nationaltrainer Franz Hartl meine Räder vor der Haustür abholte, trat ich meine Reise am Dienstag in der Früh vom Linzer Flughafen über Frankfurt nach Bilund in Dänemark an. Nachdem ich schon zu Mittag das Teamhotel erreichte, konnte ich am Nachmittag gleich noch die Zeitfahrstrecke besichtigen. Am Mittwoch folgte noch einmal ein kurzes Aktivierungstraining bevor ich am Donnerstag um kurz vor 11 Uhr von der Startrampe rollte. Starker Wind und strömender Regen machten die wenig technische Strecke ganz schon spektakulär und so rutschte auch gleich in der ersten Kurve 200 m nach dem Start mein Hinterrad leicht weg, doch ich kam gottseidank nicht zu Sturz. Ich fand dann schnell meinen Rhythmus und konnte gleich auf die Fahrerinnen vor mir Zeit gut machen. Bei der 20 km Marke überholte ich bereits die vor mir gestartete Schwedin. Die letzten Kilometer vergingen wie im Flug und im Ziel wurde ich gleich abgefangen, da ich zu diesem Zeitpunkt auf Platz 3 lag und auf den „Heißen Stuhl“ musste. Da saß ich nun unglaubwürdig neben Anna van der Breggen und Lucinda Brand und verfolgte die Zieleinfahrten der hinter mir gestarteten Fahrerinnen, die bis auf 2 alle langsamer waren als ich. Meine Teamkollegin Ann-Sophie Duyck stieß mich dann vom Podest und die große Favoritin Ellen van Dijk feierte ihren 2. Europameistertitel. Und ich wurde 5te. Ann-Sophie und ich fielen uns um den Hals. Es war schön diesen Moment mit einer Freundin zu genießen. Wow, damit hatte ich doch wirklich nicht gerechnet. Ich bin noch immer sprachlos. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch noch bei allen Glückwünschen und Likes bedanken. Es war wirklich unglaublich wie viele Leute sich mit mir gefreut haben. Vielen Dank noch einmal! Mein 5. Platz war aber nicht das einzige top-Ergebnis der ÖsterreicherInnen, denn Platz 6 und 7 der U23 Fahrer und der 4. Platz von Matthias Brändle haben den Tag perfekt gemacht. Darauf stießen wir dann natürlich abends noch an.
Mittlerweile war auch meine Zimmerkollegin Christina Pertchold im Teamhotel eingetroffen und wir nützen den Freitag um die Strecke des Straßenrennens bei einem Mix aus Sonne und Regen zu inspizieren. Den restlichen Tag nutzte ich um mich zu erholen. Für das Straßenrennen erwartete ich mir überhaupt nichts, da die Strecke flacher als flach war und ein Sprint zu erwarten war. Ich versuchte wieder einmal ein aktives Rennen zu fahren und war auch ein paar Kilometer gemeinsam mit meiner früheren Teamkollegin Anna Plichta zwischen der Spitzengruppe, aus der später die Siegerin Marianne Vos hervorging, und dem Peloton vertreten. Leider wurden wir wieder gestellt und so befand ich mich wieder im Hauptfeld, das am Ende um den 4. Platz sprintete. Während Christina den 13. Platz belegte, ging sich auch für mich noch ein überraschender 21. Platz aus, was für mich als Nicht-Sprinterin ein akzeptables Ergebnis war. Mit einem frühen Flug am Sonntag Morgen war ich Sonntag Mittag auch schon wieder zuhause und damit die Europameisterschaften 2017 in Dänemark schon wieder Geschichte. Aber die Eindrücke und Emotionen sind immer noch da. Es war eine richtig gute Zeit, an die ich noch oft zurückdenken werde.