Von Malle bis nach Flandern

Der Februar verging wie im Flug, gefüllt mit Arbeit, Trainingslager und Mediacamp in Mallorca und erste Rennen der Saison in Flandern. Und schon fühlt es sich so an, als wäre es nie anders gewesen.

 

Nach einer kurzen Verschnaufpause zuhause ging es schon Mitte Februar erneut nach Mallorca, wo ich zunächst einen Trainingsblock von 3 Tagen absolvierte bevor ich endlich mein neues Team Wiggle High5 für ein 3-tägiges Mediacamp traf. Die ersten 3 Tage waren wettermäßig nass und kalt, dafür war das Aufeinandertreffen mit meinen neuen Teamkolleginnen umso warmherziger. Ich fühlte mich von Anfang an wohl und wir hatten eine Menge Spaß. Video- und Fotoaufnahmen, am Rad, in der Kraftkammer oder simple Q&A standen am Programm. Danach verlängerte ich meinen Mallorca-Aufenthalt noch um 6 Tage, um noch einmal einen abwechslungsreichen Trainingsblock zu absolvieren. Gottseidank wurde auch das Wetter besser und ich konnte noch einmal richtig gut trainieren, bevor es am Dienstag wieder nachhause ging, exakt für 15 Stunden. Den Mittwoch verbrachte ich im Büro und von dort ging es am Nachmittag weiter zum Flughafen Linz nach Belgien, wo am Samstag und Sonntag die ersten belgischen Fladernklassiker am Programm standen. Eigentlich waren das Rennen, die ich aufgrund schlechter Erfahrungen (ich sag nur 10 Bar Luftdruck auf Kopfsteinpflaster) in der Vergangenheit nicht fahren wollte. Doch da mein Team aufgrund unserer Vielzahl an Bahnfahrerinnnen nicht ausreichend Fahrerinnen für diese Rennen hatte, ließ ich mich doch dazu überreden. Und im Nachhinein betrachtet bin ich darüber echt froh!

 

Mittwochabends landete ich also in Brüssel, von dort ging es weiter nach Oudenaarde in eine Pension passionierter Radsportfans. Dort hatten wir alles was wir brauchten und es fühlte ich an wie zuhause. Zum Frühstück gab des Dank unserer Swannys, die auf all unsere Wünsche Rücksicht nahmen, alles was das Herz begehrte, und abends kochte die Besitzerin groß auf. Am Donnerstag stand die Streckenbesichtigung der letzten 70 km von Omloop Het Nieuwsbald an. Kopfsteinpflaster, kurze knackige Anstiege und ein längerer Kopfsteinpflasteranstieg, die Muur, erwarteten uns. Das war das erste Mal, dass ich mit einem Team eine Streckenbesichtigung vor dem Rennen machte und sämtliche Streckenabschnitte und mögliche Rennverläufe analysierte. Nach knapp 3 Stunden am Rad bei rund Null Grad, waren wir alle froh wieder in die warme Stube zu kommen. Am Nachmittag standen Massagen am Programm und ich nutzte die Zeit um meiner Arbeit nachzukommen. Der Freitag war überhaupt ganz entspannt, denn nach 1,5 Stunden rollen entlang des Kanals, hatten wir am Nachmittag Zeit um gemeinsam im „Wohnzimmer“ zu relaxen.

 

Am Samstag war es dann endlich so weit: das erste Rennen mit meinem Team Omloop Het Nieuwsbald über 120 km stand am Programm. Der Start war in Gent und wir hatten gemeinsam mit den Herren die Teampräsentation, was bedeutete mit den Rädern auf die Bühne fahren und sich vor Hunderten belgischen Fans zu präsentieren. Wow, da hatte ich das erste Mal Gänsehaut. Dann wurde diskutiert, was wir denn bei den eisigen Temperaturen im Rennen anziehen sollten. Ich hatte mal wieder mit meinen Tausend Schichten das meiste an. Aber da ich weiß, dass mein Körper nicht funktioniert, wenn es zu kalt ist, hab ich lieber eine Überhitzung in Kauf genommen – dazu kam es allerdings nicht.

 

Der Startschuss fiel dann endlich um 11.53 Uhr. Ich hatte die Aufgabe bei unserer Kapitänin Elisa Longo Borghini zu bleiben. Tja, und wenn du an der Seite einer der besten Radfahrerinnen der Welt fährst, dann bist du Mitten im Rennen und nicht so, wie ich es oft ganz gerne mache, am Ende des Feldes. Elisa war dann schon nach 50 km in einer kleinen Ausreißergruppe, weshalb ich dann an Audrey Cordons Seite fuhr. Leider wurde die Gruppe bald wieder gestellt. Elisa attackierte dann noch einmal an der Muur und konnte sich wieder in einer kleinen Gruppe absetzen. Leider wurde auch diese wieder gestellt und so kamen wir in einer ca. 30-köpfigen Gruppe zum Sprint, welcher dann mit Stürzen sehr hektisch verlief und Audrey dann leider nur auf den 10. Platz sprinten konnte. Das Resultat zeigte leider nicht die Stärke unseres Teams, aber wir nehmen das Positive aus dem Rennen mit. Ich belegt den 22. Platz, was für mich als Edelhelferin, ein durchaus erfreuliches Ergebnis war, wenn man bedenkt, dass ich noch vor 3 Jahren kaum ein belgisches Rennen beenden konnte.

Am Sonntag stand schon der nächste Klassiker an: Omlopp van Het Hageland. Da der Start erst um 13.15 war, konnten wir uns ausschlafen und ein spätes Frühstück genießen. Die Anfahrt nach Tielt dauerte dann etwas länger als geplant, da wir durch einen Unfall auf der Autobahn aufgehalten wurden. Somit kamen wir etwas später als geplant an und hatten doch etwas Stress um in unsere Radbekleidung und auf die Räder pünktlich zum Start zu kommen. Dann aber lief alles nach Plan. Als sich schon nach 30 km das Feld aufgrund des Windes teilte, waren Julie, Eri und ich vorne vertreten. Leider konnte die dahinterliegende Gruppe wieder auf uns aufschließen und nach gut 60 km waren wir wieder ein größeres Feld. Dann wurde das Tempo langsamer und mir wurde richtig kalt und das Rennen schien kein Ende zu nehmen, immerhin lagen noch 70 km vor uns. Dann wurde es aber wieder schneller und viele Attacken folgten. Immer wieder zerteilte ich das Feld am Berg auf der 13 km Runde, die 6 Mal zu bewältigen war und wir Wigglets waren immer an der Spitze vertreten. Eri und ich sicherten die Attacken ab und versuchten Julie für den Sprint zu schonen. Am letzten Berg sprengte Team Sunweb das Feld und Ellen van Dijk konnte das Rennen für sich entscheiden. Unsere Verfolgergruppe sprintete um den 2. Platz und Julie belegte dabei den 7. Platz. Wir haben als Team wieder gut gearbeitet und konnten mit dem Ergebnis zufrieden ein. Ich beendete das Rennen erneut auf dem 22. Platz.

 

Meine Beine fühlten sich echt gut an und mit meiner Form bin ich mehr als zufrieden. Denn eigentlich hätte ich nach so vielen Grundlagenkilometern gar nicht mit einer guten Rennform gerechnet. Aber die Motivation ist einfach riesig und bin super happy im Team Wiggle High5.

 

Etwas abenteuerlicher war dann noch meine Heimreise: Flugverspätung von Brüssel nach Wien. Damit erwischte ich meinen Anschlussflug von Wien nach Linz nicht mehr. Das Servicecenter von Austrian Airlines teilte mir dann mit, dass ich die Kosten nicht rückerstattet bekomme, da ich 2 seperate Flüge hatte. Somit legte ich erneut einen Sprint zurück, um den letzten Zug um 23:00 von Wien nach Linz zu ergattern. Naja, so wurde mir zumindest nicht kalt ;-) Danach musste ich mit dem Taxi auf den Flughafen fahren, da ja mein Auto dort geparkt war. Irgendwann um 2.00 Uhr in der Früh war ich dann zuhause. Ein ganz schön langer Tag, wenn man zuvor bei Minusgraden ein Rennen gefahren ist!

 

Damit aber nicht genug: nach nur 4 Stunden Schlaf holte mich der Wecker aus dem Bett, denn schließlich hatte ich ja einen Job auch noch. Auf dem Weg ins Büro fuhr mir dann, als ich an der Kreuzung stand ein anderes Auto auf mein Sponsorenauto vom Autohaus Bad Leonfelden auf. Na toll, das hatte ich noch gebraucht. Nachdem ich eine weitere Stunde im Stau und mit dem Austausch von Kontakt-/und Versicherungsdaten verloren hatte, betrat ich um 9:02 das Büro. Und da standen auch schon die Dopingkontrolleure, Urin- und Blutkontrolle am Arbeitsplatz! Erholsam war meine kurze Zeit daheim auf jeden Fall nicht. Und heute Mittwoch befinde ich mich schon wieder auf der Durchreise. Nach einem ganzen Tag Geschäftsführertagung in Wien, fliege ich am Abend nach Florenz, wo ich am Samstag meine erste Strade Bianche in Angriff nehme.

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