Nach dem Sonnenschein folgt der Regen...

Nach dem Sonnenschein kommt dann wohl auch wieder mal der Regen. Die Monate Juni bis Juli sind nicht nach Wunsch verlaufen. War mein falsch getimtes Höhentrainingslager schuld daran?

Nachdem ich also mein Höhentrainingslager aufgrund meines Thüringen-Einsatzes um 1 Woche verschoben hatte, ging es dann direkt nach der Thüringen Rundfahrt nach Livigno. Die ersten Tage standen wie immer im Zeichen der Akklimatisation und so hoffte ich auch, dass ich mich auch in den ersten Tagen gut von der Rundfahrt erholen konnte. Doch die Erholung fiel mir sehr schwer und ich empfand die Höhe dieses Mal, ganz im Gegensatz zu meinen früheren Trainingslagern, sehr belastend. Dennoch startete ich danach mit meinen geplanten Umfängen in der 2. Woche und mehr Intensitäten in der 3. Woche. Am Ende des Höhentrainingslagers fühlte ich mich doch sehr müde weshalb ich die nächsten 3 Tage pausierte bevor schon am letzten Juni-Wochenende die Staatsmeisterschaften stattfanden. Meine Pause war allerdings ziemlich stressig, musste ich doch neben der Arbeit schauen, dass meine Räder renntauglich wurden. 

Am Meisterschaftswochenende fühlte ich mich dann auch gar nicht fit und mein gewohnter Einbruch nach dem Höhentraining machte sich bemerkbar. Ich war mir  diesem Einbruch von vorhinein bewusst, ging das Risiko aber aufgrund der Giro Vorbereitung ein. So zeigte ich auch richtig schwache Leistung. Beim Einzelzeitfahren am Freitag kam dann noch ein Sturz auf regennasser Fahrbahn in einer Linkskurve aufgrund viel zu hohen Reifendruckes hinzu, und ich konnte gerade noch 15 Sekunden Vorsprung ins Ziel retten. Das war definitiv einer meiner härtest verdienten Zeitfahrtitel, aber immerhin nun schon der 6te in Folge. Viel schlimmer aber empfand ich dann das Straßenrennen am Kahlenberg in Wien am Sonntag. Auf den 100 km hatten wir rund 50% auf Kopfsteinpflaster zu bewältigen. Bereits nach der ersten Runde waren wir nur noch zu Viert. Wir bauten auf den darauffolgenden Runden unseren Vorsprung aus, obwohl wir nicht schnell unterwegs waren, worüber ich ja beinahe froh war, da sich meine Beine überhaupt nicht drehten. Ich fuhr ein für mich absolut untypisches Rennen ohne jegliche Attacken und wartete so wie alle anderen auf den Zielsprint. Ich war aber unfähig zu sprinten und so schaute für mich nur der 4. Platz heraus und war seit 6 Jahren das erste Mal nicht am Podest beim Straßenrennen. Der Staatsmeistertitel und das begehrte Trikot ging doch etwas unerwartet an Sarah Rijkes, Platz 2 an Barbara Mayr  und Platz 3 an Angelika Tazreiter. Komischerweise war ich aber nicht einmal enttäuscht, sondern konnte mich mit Sarah über ihren Erfolg richtig freuen. 

Am Montag ging meine Reise weiter zum Giro d’Italia, und wie konnte es anders sein, mit einer Flugverspätung von 5 Stunden. So kam ich um 1 Uhr in der Früh in unserer kümmerlichen Unterkunft an. Da am nächsten Tag Teamzeitfahrtraining am Programm stand, war die Nacht nur kurz. Schlafen konnte ich aber ohnehin nicht, da es im Zimmer gefühlte 30 Grad hatte. Am Dienstag und Mittwoch stand also Teamzeitfahrtraining mit Rennbelastung am Programm, bevor am Freitag der Giro mit dem Teamzeitfahren in Verbania startete. Diesen Auftakt hatten wir uns auch definitiv anders vorgestellt: wir verloren Amy bereits nach 1 km und Emilia nach 4 km, womit wir dann nur noch zu 5t waren. Da unsere Japanerin Eri nicht wechselte, mussten wir das Teamzeitfahren also mit 4 wechselnden Fahrerinnen bewältigen, womit die Erholungsphasen deutlich kürzer und das Rennen an sich anstrengender wurde. Und am Ende schaute nur Platz 7 für uns heraus, was doch eine Enttäuschung war. Die nächsten 3 Etappen waren für die Sprinter angerichtet. Auf der ersten Etappe war jedoch ein Duo mit 3 Minuten Vorsprung 15 km vor dem Ziel vor dem Feld. Da wir diese Etappe mit unserer Sprinterin Kirsten gewinnen wollten, war es die Aufgabe der Helferinnen das Loch zuzufahren. Also hieß es für Audrey, Eri und mich vorne Vollgas zu fahren. 2 km vor dem Ziel hatten wir unsere Aufgabe erledigt und Sprintzüge formierten sich. 400 m vor dem Ziel waren die Ausreißer gestellt und Kirsten holte den ersten Sieg für das Team beim Giro d’Italia. Die 3. Etappe verlief ähnlich wie die 2. Etappe. Wieder waren Ausreißer vor dem Feld und wir hatten wieder die Aufgabe das Loch zuzufahren, gesagt, getan. Und Kirsten stand mit Platz 2 erneut am Podest. Auf der 4. Etappe mussten die Sprinter einen kleineren Berg überwinden. Da Kirsten auf dem Berg nicht mithalten konnte, musste ich auf sie warten und sie zurück zum Feld bringen, was wieder einige Kilometer Vollgas für mich bedeutete. Blöderweise kam es dann auch noch 5 km vor dem Ziel zu einem Massensturz, wo einige unserer Fahrerinnen verwickelt waren. Während ich wieder ein wenig Haut auf den italienischen Straßen liegen ließ, wurde Kirsten damit von einem weitern Podestplatz abgehalten und es schaute nur Platz 7 heraus. Aber dafür holte Elisa an diesem Tag das Bergtrikot. Die ersten 4 Etappen waren somit geschafft. Die harte Arbeit für unsere Sprinterin kostete mir aber sehr viel Energie, was ich auf den folgenden Bergetappen fürchterlich zu spüren bekam. Ich versuchte dann nur noch Elisa so gut wie möglich bis zu den Bergen zu unterstützen und fuhr die Berge dann nur noch „gemütlich“ sobald meine Arbeit erledigt war. Doch auch Elisa befand sich nicht in Topform und wollte schon nach der 6. Etappe, wo sie auf dem Berg einen bitteren Einbruch erlebte, das Handtuch werfen. Ich erreichte an diesem Tag auf den Gerola Alta noch mit Platz 30 das beste Ergebnis. Die weiteren Etappen waren mehr Quälerei als Genuss. Auf der 9. Etappe wartete der Monte Zoncolan auf uns. Wir bereiteten für Elisa den perfekten Leadout in den Monte Zoncolan vor und quälten uns dann mit einer viel zu großen Übersetzung (wir hatten nur ein 36 Kettenblatt montiert bekommen) auf den Gipfel. Meine einzige Motivation an diesem Tag war, dass meine Mama dort oben auf mich wartete. Nach fast 2 Wochen mit dem Team war das eine wunderbare Abwechslung und ich fühlte mich wie das kleine Kind, dass seine Mama furchtbar vermisste. Am Sonntag stand dann noch die 10. und letzte Etappe in Cividale del Friuli an. Meine Speicher waren leer und ich wollte den Giro einfach nur noch beenden. Ich habe sehr viel und hart für das Team gearbeitet und war froh, dass ich die Teamerwartungen erfüllt hatte. Jetzt freute ich mich aber auf eine Regenerationswoche und ein paar Wochen zuhause, um die Batterien wieder aufzuladen.

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